1923
Wenn einem (Zeit-)Reisenden heute die Gelegenheit geboten würde, das Fällanden der Jahrhundertwende zu besuchen, so hätte er wohl den Eindruck einer Idylle. Da, wo heute der Verkehr in Richtung Schwerzenbach fliesst, schlängelte sich ein Bach durch die Siedlung. Zu seiner Rechten, eng seinem Lauf folgend, einzelne Flarz- und Bauernhäuser, deren Bewohner die ungeteerte Strasse ans andere Ufer nur über altertümlich wirkende Holzbrücken erreichen konnten.

Als 1923 der Dorfbach mit der Eindolung verschwand, verlor der Bach auch in anderer Hinsicht an Bedeutung. Bis vier Jahre vor der Eindolung trieb er das Wasserrad und damit die Maschinen der Hoffmannschen Metallwarenfabrik an. Nach deren Stillegung nahmen die nachfolgenden Besitzer die Anlage nie mehr in Betrieb. Aehnlich erging es der Mühle im Oberdorf. Im Verlauf der 20iger Jahre waren diese und die dazugehörige Sägerei immer seltener in Betrieb. Nach dem Tod des letzten Müllers 1932 wurde die Kraft des Baches auch hier nicht mehr gebraucht. Damit verschwand der Dorfbach in seiner Gefahr wie auch in seiner Nützlichkeit aus dem öffentlichen Bewusstsein.

In der heutigen Zeit raschen Wandels geht oft vergessen, dass im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert die ländlichen Gebiete unserer Region tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen waren. Die Industrialisierung, der Aufbau des allgemeinen Schulwesens, die Durchsetzung einer neuen, individualisierten Eigentums- und Wirtschaftsordnung mit Konsequenzen für Landwirtschaft und Gewerbe, aber auch die Elektrifizierung und die Anfänge der modernen baulichen Entwicklung und Verkehrserschliessung gehören in diese Zeit.